Was
soll das Projekt Martos???
Martos, ein Dorf,
eine Kleinstadt mitten in der andalusischen Pampa im Jahr 2011. Das
Aufhängen und Misshandeln von Galgos und anderen Hunden ist
bittere Alltagsrealität und völlig
selbstverständlich.
Geburtenkontrolle bei Hunden? Fehlanzeige! Nicht gewollte
Würfe
werden mit 4-5 Wochen mitgenommen auf den Markt, kann man ja vielleicht
das Familieneinkommen durch den Verkauf der Welpen aufbessern. Gelingt
der Verkauf nicht, bleiben die Kartons mit den Welpen für die
Müllabfuhr stehen und werden dann in die städtische
Perrera
gebracht. Jagdhunde werden am Ende der Jagdsaison mit zugebundenen
Schnauzen und gefesselten Beinen irgendwo in der Einsamkeit des Berges
ausgesetzt. Der Alltag!
Und dann gibt es da einen Mann, Antonio, der sich mit allem, was er
hat, für die vergessenen Hunde einsetzt und ein Refugium
für
die Ärmsten der Armen gründet. Klingt ganz einfach,
ist es
aber nicht. Antonio hat ein Grundstück am Berg " La Pena" und
bringt mit dem Auto über bessere Feldwege Steine,
Zaunmaterial,
Mörtel usw. dorthin. Ist er ein reicher Mann? Nein,
er
arbeitet Tag für Tag hart und baut abends das Refugium mit
eigenen
Händen. Steine und Mörtel und Zaunmaterial bekommt er
manchmal geschenkt, manchmal gibt es eine Geldspende von deutschen
Tierschützern, alles geht langsam voran, aber-- steter Tropfen
höhlt den Stein, das Refugium wächst. Wasser und
Strom gibt
es nicht auf dem Berg, Wasser fährt Antonio in Kanistern hoch,
Taschenlampen spenden Licht.
Aber es geht voran, und schon bald finden sich die ersten ausgesetzten
Hunde, die ersten der ärmsten Kreaturen ein und das Refugium
wächst.
Hier kommt ein zusammenfassender Bericht von einer deutschen
Tierschützerin, die sich sehr aktiv für Martos
einsetzt:
Die
Tierheime nennen sich in Spanien "perreras", was eigentlich
frei übersetzt "Tötungsstation" bedeutet. Denn
Perreras
sind nicht mit unseren Vorstellungen von deutschen Tierheimen zu
vergleichen, nicht nur, dass dort kein oder kaum Komfort herrscht,
kleine Zwinger, sondern Fundtiere haben dort generell nur eine
begrenzte Aufbewahrungsfrist – in der Regel von 30 Tagen,
mancherorts nur 20 Tage, sollte in dieser Zeit kein Halter ermittelt
werden, dann sind die Hunde dem Tode geweiht, müssen den
Nachfolgenden Platz machen ... Sollte ein Hundehalter keine Lust auf
seinen Hund mehr haben und den gegen Zahlung einer geringen
Gebühr
in einer Perrera zum Töten abgeben, dann kann der Hund sofort
getötet werden.
Jährlich
werden in Spanien Tausende von Jagdhunden nach der Saison selbst
„entsorgt“, einfach laufengelassen, Verlierer bei
Hunderennen
bestialisch gequält bis zur Genugtuung der Besitzer und dann
ermordet. Und auch liebe Haustiere werden bei Krankheit, Alter und
einfach Nicht-mehr-Gefallen in die Perreras gebracht. Und das ist
ganz legal. Und in jedem Ort bzw. in jedem Vorort befindet sich so
eine Perrera ...
Im
Süden Spaniens sind es eher die kleinen freilaufenden Hunde,
manchmal haben sie zwar einen Besitzer, aber die lassen ihr Haustier
einfach laufen, manche werden sogar regelrecht ausgesperrt, streunen
herum und können sich unkontrolliert vermehren.
In
Spanien existiert seit einigen Jahren ein nationales
Tierschutzgesetz, was ebenso wie in Deutschland die Haltung und den
Umgang mit Haustieren u.a. Hunden regelt, aber wer sorgt für
eine
Umsetzung und Einhaltung dieser gutgemeinten Gedanken ? Das, was seit
Generationen gang und gebe war, soll durch ein abstraktes Gesetz auf
einmal nicht mehr erlaubt sein ? Wo doch der spanische König
selbst
noch auf die Bärenjagd geht in Rumänien ....
Wo
manchmal Hunden die Ohren und Schwänze mit ungeeigneten
Instrumenten
abgeschnitten werden, wo manchmal störende Hundewelpen einfach
abgeschossen werden, wo manchmal Kinder (und leider auch Erwachsene
–
tolle Vorbildfunktion!) Hunde quälen und misshandeln
dürfen, wo
kleine Hunde mit in die Fußballen eingewachsenen
Nägeln manchmal
auf dem Balkon gehalten werden, wo sich Gassigehen manchmal darauf
beschränkt aus der Haustür raus, auf die mit Rasen
bewachsene
Verkehrsinsel drauf und wieder zurück ins Haus, wo Hunde
manchmal
mit am Hals eingewachsenen Halsbändern an der Kette gehalten
werden
...aber eben nur manchmal, denn es gibt auch Tierfreunde in Spanien
(und damit meine ich keine verhätschelnden Hundeliebhaber, die
ihren
Hunden Jacken mit Kapuze und Flamenco-Kleidchen anziehen), sondern
die versuchen in erster Linie vor Ort Veränderungen
herbeizuführen,
denn nur das allein hilft langfristig die Einstellung der Tierhalter
zu ihrem Freund dem Hund zu ändern, ein dauerhaftes Umdenken.
Und
einiges ist bereits erreicht !
In
Martos/Andalusien arbeiten wir mit einem privaten Verein zusammen,
der ASOCIACIÓN PROTECTORA DE ANIMALES CIUDAD DE LA
PEÑA http://www.animalesmartos.es
. Ursprünglich gegründet von Antonio, der
früher selbst Jäger
war, seine Einstellung hat sich gewandelt, er hilft jetzt den
ausgesetzten, misshandelten, verlassenen Hunden (manchmal sind auch
Jagdhunde dabei), hat aus eigenen Mitteln und mit seinen eigenen
Händen ziemlich allein sein erste, kleine Auffangstation in
der Nähe
seines Privathauses gebaut. Im Jahr 2008 hat ihm die Stadt ein
großes
Gelände vor den Toren der Stadt Martos zur Verfügung
gestellt (ohne
Wasser und Strom, das erschwert das Helfen natürlich enorm),
wo er
und sein kleiner Verein dieses Refugio im etwas
größeren Stil
langsam aufbauen. Antonio und sein Team leisten vorbildliche Arbeit,
sie trauen sich auch Anzeigen bei der Polizei zu machen, z.B. letztes
Jahr, als auf einem Fabrikgelände Welpen im großen
Stil erschossen
wurden. Aus Tierliebe wollen die Mitglieder den Hunden zu einer 2.
Chance verhelfen, auch durch Vermittlungen in der Region. Die
spanischen Kollegen veranstalten Info-Stände
auf Märkten, machen Werbung und Aufrufe für
Pflegestellen und
weitere Helfer. Ebenso stehen
Kastrationen auf dem Programm.
In
Martos wird ja, wie überall in Andalusien, sehr viel
getötet, nur
die Hunde, die im Refugio aufgenommen sind, sind erst mal sicher.
Aber der Rest, der nicht aufgenommen werden kann, weil so wenige
vermittelt werden und die Zwinger deshalb voll sind, der wird auf der
Straße aufgelesen und direkt in die dortige Tötung
gebracht.
Wir
kennen die spanischen Tierschützer
größtenteils persönlich und
wissen, dass unseren Kollegen in Martos die direkte Konfrontation mit
dem Leid der Tiere schwer zu schaffen macht, da kommt auch nach
Jahren keine Routine auf, sie kriegen kein "dickes Fell"
oder stumpfen ab, sie sind im Brennpunkt des Elends und oftmals auch
mit den Verursachern konfrontiert, machen Anzeigen bei Misshandlungen
und schlechter Haltung, sind fast rund um die Uhr mobil erreichbar,
Hunde werden selbst eingefangen oder abgeholt, zum Tierarzt oder in
die Tierklinik gebracht und manchmal auch weinend erlösen
gelassen,
Zwinger putzen, Hunde ausführen und kennen- und verstehen
lernen,
ihnen den Menschen und Liebkosungen wieder näherbringen. Und
das
alles neben ihrem "normalen" Leben.
Die
Hunde hatten fast alle mal ein Zuhause, mehr oder weniger gut oder
behütet, aber alle haben eins behalten - ihr Vertrauen zu den
Menschen, Hunde sind eher pragmatisch, leben im Hier und Jetzt und
sind gerne bereit sich wieder zu binden an neue Hundefreunde, oftmals
mit einer fast erdrückenden Intensität und einem
großen "will
to please".
Die
möglichst genaue Beschreibung der Charaktereigenschaften der
Hunde
ist eine wichtige, wenn nicht sogar mit DIE wichtigste Basis
für
eine weitere, seriöse Vermittlung, ob nun in Spanien oder in
Deutschland - die reellen Informationen unter den teilweise
schwierigen, stressgeladenen Bedingungen in Zwingerhaltung auf engem
Raum (ob hundeverträglich, schüchtern, freundlich,
anhänglich,
ängstlich, groß oder klein, bereits kastriert oder
nicht) und die
Bedingungen verlässlich einhalten zur legalen
Weitervermittlung oder
zur Einreise in ein anderes EU-Land (Microchip, Impfung mit blauem
EU-Heimtierpass und Impffrist, Parasitenprophylaxe),
zusätzlich
bekommen alle Hunde Blutuntersuchungen auf die sog.
Mittelmeerkrankheiten (MMK) wie Leishmaniose, Babesiose, Ehrlichiose
und Dirofilariose um eine relative Sicherheit zu bekommen.
Wir
helfen unseren spanischen Tierschutzkollegen bei der Kontaktaufnahme
zu deutschen Interessenten, sind bei der weiteren Vermittlung der
"Schlüssel" im Sprachproblem Spanisch-Deutsch,
übersetzen
die Beschreibungen der Tiere, halten den Kontakt bei Nachfragen von
Interessenten, machen Aufklärungsgespräche,
führen Vorkontrollen
durch, beraten und begleiten die Adoptivfamilien nach der Ankunft des
neuen Familienmitglieds (denn nur als solche werden die Hunde
vermittelt), vermitteln immer mit Schutzvertrag, der jegliche
Zwinger- oder Kettenhaltung ablehnt, wir machen Fahrtketten, besuchen
die Leute daheim.
Ihre
Geldspenden helfen uns beim weiteren Helfen in Spanien und zur
Begleichung von hier entstandenen Kosten für denTierarzt, neue
Steine für das Refugium, Zaunmaterial, Futter.......
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